Sprache ist ein scharfes Schwert!

Japp! Das ist so. Kommunikation besteht ja nicht nur aus Sprache sondern aus Sprache und Schrift und Auftreten, Haltung, Signalen (verbal, nonverbal, paraverbal) und soviel mehr. Sie ist eines der wichtigsten Werkzeuge, die du als Führungskraft nutzen kannst und musst. Im Alltag nehmen wir sie oft als selbstverständlich hin, und viele von uns sprechen unbewusst und ungenau. Dabei kommen dann Phänomene heraus, die schlimmstenfalls in negativem Self-Talk münden. Gerade in der Führungsebene ist die bewusste Nutzung von Sprache entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden, Ziele klar zu kommunizieren und ein vertrauensvolles Arbeitsklima zu schaffen. 

In der MASTERCLASS widmen wir dem Thema Sprache ganze zwei Tage. Unser fünftes Modul des Leadership-Trainings befasst sich genau mit dieser Thematik und bietet Unternehmern und Führungskräften die Möglichkeit, ihre sprachlichen Fähigkeiten auf ein neues Niveau zu heben. Regelmäßig sind unsere Kunden und vor allem die TeilnehmerInnen des Leadership Trainings baff, wie tief das gehen kann und wie schnell eine andere Wirkung entsteht, wenn die Sprache stimmt.

Die Rolle der Sprache in der Führung

Im Alltag begegnen wir immer wieder ungenauen, verzerrten oder verallgemeinerten Aussagen, die zu Missverständnissen oder sogar Konflikten führen können. Als Führungskraft ist es deine Aufgabe, klar und präzise zu kommunizieren, denn die Art und Weise, wie du sprichst, denn mit deiner Sprache formst du nicht nur deine Gedanken, sondern auch die Realität, in der du dich bewegst. Natürlicherweise formst du damit auch die Welt, in der dein Team sich bewegt. 

Unklare Sprache schafft Verwirrung. Klare Kommunikation hingegen fördert Vertrauen, Verständnis und Effizienz. Genau deshalb lohnt es sich für dich und deine Führungskräfte, sich intensiv mit der Sprache auseinanderzusetzen – und das Meta-Modell der Sprache bietet hierfür eine hervorragende Grundlage.

Das Meta-Modell der Sprache

Das Meta-Modell der Sprache wurde von Richard Bandler und John Grinder, den Begründern des NLP (Neurolinguistisches Programmieren), entwickelt. Es untersucht die Struktur der Sprache und hilft uns zu verstehen, wie Menschen ihre Realität durch Sprache konstruieren. Besonders in der Führung ist es wichtig, wirklich zu wissen, was dein Gegenüber meint. Dafür musst du nachhaken und hinterfragen um Missverständnissen vorzubeugen. Dabei hilft das Meta-Modell enorm. Du kannst damit unvollständige, verzerrte oder verallgemeinerte Aussagen hinterfragen und so erkennen, was gesagt wurde und was gemeint war.

Das Modell identifiziert drei zentrale Sprachmuster, die uns oft unbewusst begegnen:

1. Löschungen

Löschungen treten auf, wenn wichtige Informationen weggelassen werden. Diese Auslassungen können dazu führen, dass die Aussagen unvollständig und schwer zu interpretieren sind. Beispiel: „Ich habe mich gestern mit jemandem getroffen.“ Hier fehlen entscheidende Informationen wie „mit wem“, „wo“ und „warum“. Als Führungskraft ist es wichtig, solche Aussagen zu hinterfragen, um vollständige Informationen zu erhalten.
Beispiel aus der Praxis: Ein Teammitglied sagt: „Das Projekt läuft gut.“ Hier fehlt die konkrete Information, was genau gut läuft und welche Aspekte des Projekts möglicherweise noch problematisch sind. Durch gezieltes Nachfragen wie „Was genau läuft gut?“ oder „Gibt es Herausforderungen?“ kann du herausfinden und einschätzen, wie das Projekt wirklich vorankommt.

2. Verallgemeinerungen

Verallgemeinerungen sind Aussagen, die pauschale Behauptungen aufstellen, ohne spezifische Details zu nennen. Sie schränken die Wahrnehmung ein und verhindern, dass wir uns mit den individuellen Aspekten einer Situation auseinandersetzen. Beispiel: „Immer geht etwas schief, wenn ich das tue.“ Diese Aussage suggeriert, dass immer alles schiefgeht, doch oft steckt dahinter nur eine einzelne negative Erfahrung.
Beispiel aus der Praxis: Ein Mitarbeiter könnte sagen: „Wir verlieren immer gegen die Konkurrenz.“ Hier wird eine allgemeine Behauptung aufgestellt, die nicht unbedingt der Realität entspricht. Die Führungskraft könnte hier nachhaken: „Was genau sind die Gründe, warum wir in bestimmten Fällen verlieren?“ oder „Gibt es auch Situationen, in denen wir erfolgreich waren?“ Diese Fragen helfen, Verallgemeinerungen zu durchbrechen und ein realistisches Bild der Situation zu gewinnen.

3. Verzerrungen

Verzerrungen treten auf, wenn wir die Realität subjektiv interpretieren oder verändern. Diese Verzerrungen können dazu führen, dass wir Annahmen über die Gedanken oder Absichten anderer Menschen machen, die nicht der Realität entsprechen. Beispiel: „Er denkt, ich bin faul.“ Diese Aussage ist eine Interpretation der Gedanken einer anderen Person, ohne dass diese Gedanken tatsächlich ausgesprochen wurden.
Beispiel aus der Praxis: Ein Teammitglied könnte sagen: „Meine Vorgesetzte mag mich nicht.“ Dies ist eine subjektive Verzerrung der Realität, die auf Annahmen basiert. Eine Führungskraft könnte hier nachfragen: „Was hat dich zu dieser Annahme geführt?“ oder „Gab es konkrete Situationen, die dir das Gefühl gegeben haben?“ Solche Fragen helfen, Verzerrungen zu erkennen und die tatsächlichen Ursachen hinter solchen Gefühlen zu ergründen.

Die Beispiele zeigen ziemlich deutlich, dass du durch gezieltes Nachfragen weniger Missverständnisse, effizientere Zusammenarbeit und eine offenere Kommunikation im Team erzeugen kannst.

Erwartungen, Wünsche und Forderungen klar trennen

Ein weiteres wichtiges Thema, das wir im fünften Modul behandelt haben, ist die klare Unterscheidung zwischen Wünschen, Erwartungen und Forderungen. Im Team entsteht oft Verwirrung, wenn die Führung diese drei Aspekte vermischt. Menschen erwarten etwas, sagen es aber nicht klar; eigentlich fordern sie etwas, formulieren es aber als Wunsch. Diese Unklarheit kann zu Konflikten führen, weil die Empfänger der Botschaft nicht wissen, was tatsächlich gemeint ist.

Als Führungskraft musst zumindest du selbst genau zu wissen, ob du etwas wünschst, erwartest oder forderst – und dies auch klar zu kommunizieren. Diese Unterscheidung sorgt nicht nur für Klarheit, sondern schafft auch psychologische Sicherheit im Team.

Beispiel aus der Praxis: Du möchtest, dass ein Teammitglied regelmäßig Berichte erstellt. Du sagst: „Es wäre gut, wenn du diese Berichte wöchentlich erstellen könntest.“ Das klingt wie ein Wunsch, ist aber eigentlich eine Erwartung oder Forderung. 

Um Missverständnisse zu vermeiden, solltest du klar kommunizieren und eine saubere Forderung formulieren, Die könnte so aussehen:„Ich benötige deine Berichte wöchentlich. Der Hintergrund dazu ist, dass ich mit den Ergebnissen gut weiterarbeiten und meine Arbeit ausrichten kann.“ So hast du den positiven Aspekt, also das „Wofür“ herausgestellt. Um die Forderung komplett zu machen, musst du du die negative Auswirkung auch klar haben: dafür kannst du z.B. sagen „Ohne deine Ergebnisse fehlen wichtige Hinweise, die es uns ermöglichen unsere wöchentlichen Fokus auszurichten. Wir werden dadurch lasch und ungenau!“.

Durch diese klare Kommunikation wissen deine Mitarbeitenden genau:

  1. dass etwas von ihnen verlangt wird.
  2. was genau von ihnen verlangt wird.
  3. woran sie mitarbeiten und
  4. wie wichtig ihre Arbeit ist.

Sie können daraufhin ihre Arbeit entsprechend anpassen.

Praktisch haben wir diese Übung auf Ziele angewendet: Die Aufgabe war: 

  • Schreibe ein 4 Wochen Ziel auf (als Ergebnisziel nach der S.M.A.R.T. Formel)
  • Formuliere dieses Ziel als Wunsch (der nicht erfüllt werden muss)
  • Formuliere diese Ziel als Erwartung (ohne klare positive oder negative Konsequenzen)
  • Formuliere das Ziel als Forderung (mit eindeutig benannten positiven und negativen Konsequenzen)
  • Formuliere das Ziel aus der Unternehmerperspektive
  • Formuliere das Ziel aus der Managementperspektive
  • Formuliere das Ziel aus der Perspektive einer Fachkraft

Diese Übung hat allen Teilnehmenden deutlich gezeigt, wie wichtig eine richtige Formulierung ist und wieviel Tiefe eine Zielformulierung bekommen kann, wenn man sich einmal die Mühe macht, richtig und sauber durchzudeklinieren.

Verantwortung in der Kommunikation

Kommunikation ist ein wechselseitiger Prozess, und alle Beteiligten tragen Verantwortung für dis Gelingen einer Kommunikation. Der Erfolg hängt sowohl vom Sender als auch vom Empfänger ab:

1. Verantwortung des Senders:

Der Sender ist dafür verantwortlich, die Botschaft klar, präzise und achtsam zu formulieren. Dabei spielen die vier Ebenen der Kommunikation – Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehungsebene und Appellebene – eine entscheidende Rolle. Der Sender muss sicherstellen, dass die Botschaft auf allen Ebenen klar verständlich ist und dass die gewählten Worte den beabsichtigten Zweck erfüllen.

2. Verantwortung des Empfängers:

Der Empfänger trägt die Verantwortung dafür, die Botschaft richtig zu interpretieren. Dies erfordert eine reflektierte Wahrnehmung und das Hinterfragen der eigenen Vorannahmen und emotionalen Zustände. Der Empfänger muss sicherstellen, dass er die Botschaft nicht durch seine eigenen Filter verzerrt und dass er aktiv zuhört, um Missverständnisse zu vermeiden.

Hier kannst du deutlich erkennen, woran es also liegt, dass der Empfänger den Inhalt einer Botschaft/nachricht macht. Es kommt nämlich die Interpretation des Empfängers als Deutungselement ins Spiel. Und wie jemand etwas interpretiert kannst du als Sender einer Botschaft schlicht nicht steuern. 

Wir können uns also wirklich freuen, wenn unsere Botschaften ankommen. 

Das Milton-Modell der Sprache

Neben dem Meta-Modell haben wir im fünften Modul auch das Milton-Modell der Sprache behandelt, das auf den Arbeiten des berühmten Hypnotherapeuten Milton H. Erickson basiert. Während das Meta-Modell darauf abzielt, Unklarheiten und Verzerrungen in der Sprache zu beseitigen, nutzt das Milton-Modell gezielt Unschärfen in der Sprache, um Freiräume für Interpretation und kreative Problemlösungen zu schaffen.

Das Milton-Modell ist besonders in Mentoring- und Coaching-Situationen und allgemein in der Führung nützlich, wenn es darum geht, Menschen zu inspirieren und neue Denkanstöße zu geben. Es nutzt Muster wie Metaphern, Geschichten und suggestive Sprache, um das Unbewusste zu aktivieren und neue Perspektiven zu eröffnen.

Beispiel aus der Praxis: Wenn du als Führungskraft eine kreative Lösung für ein Problem suchst, könntest du sagen: „Stell dir vor, wie es wäre, wenn wir dieses Problem auf ganz neue Weise lösen könnten.“ Diese Art von Aussage öffnet den Raum für neue Ideen und regt die Kreativität der Teammitglieder an. Anstatt eine konkrete Lösung vorzugeben, nutzt du die Macht der suggestiven Sprache, um das Denken der Mitarbeitenden zu lenken.

Und dann haben wir KI eingesetzt – ChatGPT als Sprachhilfe

Ein Beispiel, wie kraftvoll Sprache genutzt werden kann, zeigte sich in einem Szenario, das uns während des Trainings besonders beschäftigt hat: Wie kann ein Vorgesetzter seinen Mitarbeitenden mitteilen, dass er seine Rolle stärker wahrnehmen und nicht länger als „Antwortmaschine“ für jede kleine Frage fungieren möchte? Wie kann jemand sagen, es reicht mir, dass ihr mich zwischen Tür und Angel abfangt und mich dauernd etwas fragt, was ihr meist auch selbst lösen könntet. 

Wir baten ChatGPT eine Liste von hilfreiche Formulierung zu entwickeln, die auf Achtsamkeit und Klarheit basiert und den Kollegen auf wertschätzend und freundliche Weise deutlich mitteilt, dass sie bitte in Zukunft ihren Job selbst machen sollen.

Beispiel: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe in letzter Zeit bemerkt, dass ich viel Zeit damit verbringe, direkt auf Anfragen zu antworten. Genau gesagt sind etwa 14 Stunden meiner Wochenarbeitszeit damit gefüllt. In meiner Rolle als Führungskraft möchte ich mich künftig stärker auf meine strategischen Aufgaben konzentrieren, um das Unternehmen bestmöglich voranzubringen. Daher bitte ich euch, für alltägliche Fragen verstärkt auf eure eigenen Erfahrungen und das Team zurückzugreifen. Das könnt Ihr und dafür solltet ihr einander helfen. Ich bin natürlich weiterhin für wichtige Entscheidungen und größere Herausforderungen da, aber ich möchte meine Zeit bewusster dafür nutzen, das Unternehmen auf strategischer Ebene zu leiten.“

Diese Formulierung ist nicht nur klar und wertschätzend, sondern gibt auch konkrete Hinweise darauf, wie sich die Kommunikation künftig gestalten soll. Die Führungskraft hat mithilfe einer KI Ansätze für gute Formulierungen gefunden und konnte jetzt die richtigen Sätze herausfischen, für sich anpassen und erfolgreich im nächsten Teammeeting einsetzen. Er konnte seine Bedürfnisse deutlich machen, ohne das Team zu verletzen und er konnte Ansätze geben, wie es in Zukunft besser gehen kann.

Fazit: Sprache bewusst und achtsam nutzen

Die bewusste und achtsame Nutzung von Sprache ist entscheidend für den Erfolg einer Führungskraft. Indem du als Leader die Sprachmuster deines Teams erkennst und gezielt hinterfragst, schaffst du nicht nur Klarheit, sondern auch Vertrauen und Effizienz. Durch den gezielten Einsatz von Modellen wie dem Meta- und Milton-Modell sowie durch bewusste Formulierungen – sei es mit der Hilfe von NLP oder modernen KI-Tools – kannst du als Führungskraft deine Kommunikationsfähigkeit auf ein neues Niveau heben und sicherstellen, dass deine Botschaften klar, inspirierend und effektiv sind.

Starte dein Leadership-Training und meistere die Macht der Sprache! Erfahre mehr über die MASTERCLASS und wie du durch gezielte Kommunikation dein Team erfolgreich führst.

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